Wann empfiehlt man eine Strahlentherapie?
Tumorzellen können gut durch die Strahlentherapie (Radiotherapie) bekämpft werden. Die dabei eingesetzten Strahlen sind denen einer
Röntgenuntersuchung vergleichbar, allerdings enthalten sie weitaus mehr Energie. Auch hier erfolgt – wie schon bei der Chemotherapie –
die Behandlung durch ein speziell ausgebildetes Team (Facharzt für Strahlentherapie, Radioonkologe). Im Unterschied zur Chemotherapie
tötet die Strahlentherapie deutlich mehr Tumorzellen. Sie wirkt jedoch nur lokal (örtlich) und ist nicht wie die Chemotherapie dazu geeignet,
entfernte Tumorzellen (Mikrometastasen) zu vernichten. Beide Verfahren – Strahlentherapie und Chemotherapie – lassen sich kombinieren
(Radiochemotherapie). Die Chemotherapie unterstützt dabei vor allen Dingen die lokale Wirkung der Strahlentherapie. Die Strahlentherapie
oder die Strahlenchemotherapie werden häufig bei Enddarmtumoren vor der geplanten Operation (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant)
eingesetzt. Bei Dickdarmtumoren wird die Strahlentherapie nur in Ausnahmefällen durchgeführt.
Vor Beginn der Strahlentherapie sind zunächst einige Untersuchungen nötig, um individuell das zu bestrahlende Volumen und die Strahlenfelder
festzulegen und um die Strahlendosis im Detail zu berechnen. Die eigentliche Bestrahlung erfolgt dann jeweils für wenige Minuten an 5 Tagen
in der Woche, meistens über einen Zeitraum von insgesamt 5 – 6 Wochen. Kürzere Bestrahlungsschemata mit erhöhten Einzeldosen werden ebenfalls
angewandt. Im Allgemeinen kann die Strahlentherapie ambulant erfolgen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Darm- und Blasenreizungen
(häufiger Stuhlgang, häufiges Wasserlassen, Stuhl- und Harndrang, Durchfälle) und Hautreizungen (Rötung, Trockenheit). Falls solche
Nebenwirkungen auftreten, klingen diese generell in den Tagen bis Wochen nach der Strahlentherapie wieder ab.
Als Spätreaktionen werden gelegentlich Hautverfärbungen und Verhärtungen des Unterhautfettgewebes beobachtet. Die Strahlentherapie
kann auch in der Behandlung von Absiedelungen (Metastasen) von Dickdarm- oder Enddarmtumoren hilfreich sein. So führt eine ca. 2-wöchige
Strahlentherapie bei schmerzhaften Absiedelungen im Knochen im Allgemeinen rasch zu einer Symptomlinderung und längerfristig zu einer
Stabilisierung der Knochen im bestrahlten Gebiet. Bei Metastasen in der Leber, Lunge, im Gehirn oder im Weichteilgewebe kann eine
Hochpräzisionsstrahlentherapie (stereotaktische Strahlentherapie) mit einigen wenigen hoch dosierten Bestrahlungen zu einer langfristigen
Kontrolle (Rückgang oder kein weiteres Wachstum) der Absiedelungen führen. Das sehr gut verträgliche Verfahren wird insbesondere dann
angewandt, wenn nur wenige Metastasen (1 – 3) in den jeweiligen Organen vorliegen.