Chemotherapie

Wann empfiehlt man eine Chemotherapie?

Adjuvante Chemotherapie


Die Durchführung einer Chemotherapie wird Ihnen empfohlen, wenn nach Untersuchung des Operationspräparates tumorbefallene Lymphknoten nachgewiesen werden. Trotz kompletter Tumorentfernung besteht in diesen Fällen die Möglichkeit, dass nicht alle Krebszellen durch die Operation entfernt wurden. Der Tumor hat möglicherweise bereits im Verborgenen gestreut. Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von ca. 50%, dass irgendwo im Körper Tumorzellen verborgen sind, die mit den üblichen Untersuchungsmethoden nicht nachgewiesen werden können. In diesem Fall haben große internationale Studien gezeigt, dass eine prophylaktische (man spricht von einer „adjuvanten“) Chemotherapie das Rückfallrisiko deutlich senkt. Ihre Ärzte werden Ihnen also in dieser Situation eine Chemotherapie empfehlen. Warum prophylaktisch? Prophylaktisch, da man Ihnen den Tumor ja vollständig entfernt hat und wir von Wahrscheinlichkeiten ausgehen, dass im Körper noch Tumorzellen vorhanden sind. Ihre Ärzte gehen in dieser Situation von einer Heilung der Krebserkrankung aus (kurativer Ansatz).

Es existieren auch spezielle Situationen, in denen man Ihnen eine prophylaktische Chemotherapie empfiehlt. Liegen solche Befunde vor, wird man mit Ihnen die Vor- und Nachteile einer Chemotherapie diskutieren und gemeinsam eine Entscheidung treffen. Solche Situationen liegen z.B. vor, wenn der Tumor bei der Operation aufgebrochen war, der Tumor eine schlechte Zelldifferenzierung aufweist, der Tumor bereits auf andere Wandschichten übergegriffen ist oder weniger als 12 Lymphknoten entfernt wurden.

Neoadjuvante Chemotherapie
Bei lokal fortgeschrittenen Enddarmtumoren führt man in der Regel bereits vor der geplanten Operation eine sogenannte „neoadjuvante“ Behandlung durch. Diese umfasst die Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung des Tumors (Radiochemotherapie). Ziel ist es in diesen Fällen, die Wahrscheinlichkeit des erneuten Tumorauftretens nach erfolgreicher Operation zu senken. Dies konnte in internationalen Studien nachgewiesen werden. Für die neoadjuvante Behandlung des lokal fortgeschrittenen Enddarmkrebs existiert auch die Möglichkeit der reinen Bestrahlung vor einer Operation ohne Chemotherapie. Welches Schema in Ihrem Fall das Beste ist, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Palliative Chemotherapie
Die „palliative“ Chemotherapie kommt zum Einsatz, wenn sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben, beispielsweise in der Leber oder der Lunge. Ziel der Chemotherapie ist hier die Verbesserung der Lebensqualität und die Überlebensverlängerung. Eine Heilung ist in den meisten Fällen leider meist nicht möglich, jedoch nicht unmöglich. In bestimmten Fällen können durch eine Chemotherapie Metastasen so eingeschmolzen werden, dass diese chirurgisch entfernbar werden. Dies ist zum Beispiel bei Leber- und Lungenmetastasen möglich.

Wie erfolgt eine Chemotherapie?
Das Prinzip der Chemotherapie ist die Zerstörung von Zellen, die sich schnell teilen. Die Medikamente (Zytostatika) werden dabei über den Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt (systemische Therapie) und erfassen neben den Krebszellen auch gesunde Gewebe mit hoher Teilungsrate. Dies kann verschiedene Nebenwirkungen verursachen, die weiter unten noch ausführlicher erläutert werden. Die Behandlung erfolgt daher durch ein speziell hierfür ausgebildetes Team aus Arzt (Onkologe) und Pflegekräften.

Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Medikamente (z.B. 5-Fluororacil, Folinsäure, Oxaliplatin, Irinotecan, Capecitabine, Cetuximab, Bevacizumab) hängt sowohl vom Stadium der Erkrankung als auch von Begleiterkrankungen und dem Allgemeinzustand des Patienten ab. Sie werden dabei überwiegend kombiniert in so genannten Schemata angewendet (z.B. FOLFOX-Schema), können aber auch einzeln eingesetzt werden (Monotherapie). Prinzipiell ist die Chemotherapie ambulant durchführbar, sofern nicht gesundheitliche Gründe einen stationären Aufenthalt erforderlich machen. Die Verabreichung der Zytostatika erfolgt in der Regel über die Vene (intravenös). Der Einbau eines venösen Portkatheters ist hierfür generell von Vorteil und für den Patienten angenehmer, bei 5-FU-haltiger Therapie sogar notwendig. Lediglich Capecitabine wird als Tablette eingenommen.

Die Dauer einer adjuvanten Chemotherapie beträgt ein halbes Jahr. Im metastasiertem Stadium bestimmt vor allem das Therapieansprechen die Behandlungsdauer. Je nach Verlauf kommen verschiedene Schemata zum Einsatz, die neben den klassischen Zytostatika auch so genannte Antikörper enthalten können, beispielsweise Cetuximab oder Bevacizumab. Hierbei handelt es sich um Eiweiße, die bestimmte Oberflächenstrukturen auf Krebszellen, die für das Tumorwachstum wichtig sind, erkennen. Auf diese Weise können Wachstumssignale für die Krebszelle oder die Blutversorgung des Tumors gehemmt werden. In der „adjuvanten“ Therapie haben Antikörper (bisher) keinen Stellenwert. Schließlich kann die Therapie von Lebermetastasen unter Umständen durch lokale Verfahren (Chemoembolisation, Kryotherapie, Radiofrequenzablation) ergänzt werden.

Welche Nebenwirkungen gibt es?
Wie bereits erwähnt, werden auch gesunde Gewebe durch die Chemotherapie in ihrer Zellvermehrung beeinträchtigt. Daraus können - müssen aber nicht - unterschiedliche Nebenwirkungen resultieren. Das blutbildende Knochenmark, das weiße und rote Blutkörperchen sowie Blutplättchen bildet, reagiert besonders empfindlich, sodass es im Laufe der Therapie zu Infektionen, Blutarmut oder Blutungen kommen kann. Aus diesem Grund wird die Blutzusammensetzung (Blutbild) regelmäßig kontrolliert. Dabei kommt den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die der Infektionsabwehr dienen, eine besondere Bedeutung zu. So kann es vorkommen, daß bei zu niedrigen Leukozytenwerten die Therapie bis zur Erholung des Blutbildes unterbrochen werden muss. Eine weitere Nebenwirkung sind Übelkeit und Erbrechen. Jedoch können durch die vorsorgliche Infusion so genannter Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit), die vor jeder Chemotherapie gegeben werden, Übelkeit und Erbrechen wirksam unterdrückt werden. Des Weiteren können Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen und Durchfälle auftreten. Nach Abschluss der Therapie verschwinden die Nebenwirkungen wieder. Eine für viele Patienten belastende Nebenwirkung stellt Haarausfall dar. Jedoch ist bei den gegen Darmkrebs eingesetzten Medikamentenkombinationen kein vollständiger Haarausfall zu erwarten. Auf alle Fälle wachsen die Haare nach Ende der Behandlung wieder nach. Die oben erwähnten Antikörper sind im allgemeinen gut verträglich. Da es sich um Eiweiße handelt sind allergische Reaktionen möglich. Während Cetuximab zu akneförmigen Hautausschlag führen kann, ist bei Bevacizumab auf Blutungen und Thrombosen sowie auf Bluthochdruck zu achten.

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