Akute Pankreatitis

Unter einer akuten Pankreatitis versteht man eine plötzlich auftretende Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Hierbei werden die Verdauungsenzyme bereits im Pankreas aktiviert und es kommt zu einer Selbstverdauung und einem Funktionsausfall der Drüse und in schweren Fällen auch der umliegenden Organe. Die betroffenen Patienten leiden und starken Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und einer Darmlähmung.

Entsprechend dem Ausmaß der Entzündung unterscheidet man grundsätzlich zwei Formen der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung:

1. Die akute ödematöse Pankreatitis:
Ca. 85% der Patienten leiden unter dieser milderen Form der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung dar. Es kommt nur zu einer vorübergehenden Schädigung der Bauchspeicheldrüse und meistens werden keine anderen Organe in Mitleidenschaft gezogen. In aller Regel erholen sich die Patienten vollständig von dieser Entzündung und es entsteht kein Dauerschaden an der Bauchspeicheldrüse.

2. Die akute nekrotisierende Pankreatitis:
Ca. 15% der Patienten leiden unter dieser schwersten Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Es kommt zu einer plötzlichen, breitflächigen Zerstörung von Bauchspeicheldrüsengewebe, die zu einem vorübergehenden Funktionsausfall anderer Organe und einer akuten Lebensgefahr führt. In der Regel ist eine längere Behandlung auf der Intensivstation notwendig und auch wenn sich der Patient erholt, existiert meistens eine lebenslange funktionelle Einschränkung der Bauchspeicheldrüse mit Verdauungsstörungen und Diabetes Mellitus - je mehr Bauchspeicheldrüsengewebe abgestorben ist, desto größer ist der Funktionsverlust.


Ursachen


Grundsätzlich gibt es eine Reihe möglicher Ursachen für eine akute Pankreatitis. In Westeuropa und Deutschland sind übermäßiger Alkoholkonsum oder Gallensteine für 90% der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündungen verantwortlich. Durch die schädigenden Abbauprodukte des Alkohols kann es zu einer plötzlichen Zerstörung der Bauchspeicheldrüse kommen. Gallensteine können aus der Gallenblase in den Gallengang gelangen und kurz vor der Einmündung in den Zwölffingerdarm den Bauchspeicheldrüsengang verstopfen. Der Rückstau der Verdauungsenzyme kann dann die Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen.

Neben diesen häufigsten Gründen gibt es eine lange Liste von sehr seltenen Ursachen, wie Infektionskrankheiten, verschiedene Medikamente, Fehlbildungen im Bereich der Bauchspeicheldrüsengänge und andere noch seltenere Ursachen. Bei wenigen Patienten sind vererbbare Gendefekte die Ursache für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung. Schlussendlich gibt es auch einen kleinen Teil von Patienten, bei denen eine Ursache für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung nicht ermittelt werden kann. In diesen Fällen spricht man von einer „idiopathischen“ akuten Pankreatitis.


Symptome
  • Plötzlicher Beginn
  • Stärkste, dumpfe Oberbauchschmerzen, oft gürtelförmig in den Rücken ausstrahlend
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Darmlähmung (Ileus)
  • Fieber



Spätfolgen


Am häufigsten leiden Patienten nach einer Entzündung an einer Verdauungsstörungen durch die Unterproduktion von Verdauungsenzymen, an einer Störung der Blutzuckerregulierung bis hin zu einer andauernden Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und an verbleibenden lokalen entzündlichen Prozessen im Pankreas.

Exokriner Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse
Aufgrund einer sehr schweren akuten Entzündung ist manchmal nicht mehr genügend funktionsfähiges Pankreasgewebe vorhanden, so dass die produzierte Enzymmenge nicht mehr die für die Verdauung der Nahrung ausreicht. Dadurch verbleiben unverdaute Bestandteile des Essens im Darm. Das führt zu Blähungen und Durchfällen, die wiederum die Resorption (Aufnahme) der Nahrungsbestandteile aus dem Darm behindern. Man kann diesen Mangel medikamentös durch ein von Tieren gewonnenes, gereinigtes und bearbeitetes Verdauungsenzympräparat beheben. Die Dosis des Präparates sollte anfangs nicht zu niedrig gewählt, bei guter Resorption der Nahrung dann wieder reduziert werden.

Mit der gestörten Resorption von Fetten geht auch eine mangelnde Aufnahme fettlöslicher Vitamine einher. Man kann die Spiegel dieser Vitamine (A,D,E,K) im Blut bestimmen. Sind diese Vitamine nicht im Normbereich, dann sollten sie in adäquater Weise ersetzt werden, um Mangelzustände, aus denen später neue Krankheitsbilder entstehen können, zu vermeiden. Hier sind insbesondere Knochenschäden wie Osteoporose und Osteomalazie sowie Sehnerven- und Hautveränderungen zu beachten.

Endokriner Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse
Durch entzündliche Prozesse kann die Zahl der insulinbildenden Zellen so vermindert sein, dass die Blutzuckerregulation gestört ist, in ausgeprägteren Stadien auch eine Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus) auftritt. Bei einer leichten Dysregulation ist eine Behandlung mit Tabletten ausreichend, liegt ein echter Insulinmangel vor, muss das Insulin gespritzt werden.

Pseudozysten-Ausbildung
Aufgrund der Gewebeschädigung der Bauchspeicheldrüse (Absterben von Teilen der Bauchspeicheldrüse) kann es zu einem Einriss im Pankreasgangsystem kommen. Der austretende Pankreassaft sammelt sich in oder um die Bauchspeicheldrüse langsam an. Diese Ansammlungen von Pankreassaft werden Pseudozysten genannt. Oft verschwinden Pseudozysten ohne Therapie im weiteren Verlauf, das heißt, es kommt zu einer Spontanheilung durch den Körper. Allerdings gibt es Pseudozysten, die immer größer werden und schließlich zu Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und Gewichtsverlust führen können. Auch eine Passagebehinderung des Speisebreis im Magen, Dünn- oder Dickdarm oder eine Behinderung des Galle-Abflusses kann vorkommen. Schließlich besteht die Gefahr, dass sie zerplatzen und sich ihr Inhalt in den Bauchraum entleert. Solche Zysten müssen endoskopisch oder operativ entfernt werden.

Pankreasabszess
Nach einer akuten Entzündung kann es zu einer Ansammlung von Eiter in der Umgebung der Bauchspeicheldrüse (Pankreasabszess) kommen. Dieser kann immer wieder zu Fieberschüben führen. Meistens gelingt es, den Abszess unter Röntgenkontrolle (Ultraschall oder CT) und lokaler Betäubung zu punktieren und über einen kleinen Schlauch (Katheter) abfließen zu lassen. Gelingt dies nicht, ist eine Operation notwendig. Zusätzlich ist meist eine Behandlung mit Antibiotika für eine gewisse Zeit notwendig.


Behandlungsmethoden


Die Behandlung der akuten Pankreatitis richtet sich vor allem nach den Beschwerden des Patienten. Je nach der Verlaufsform (milde oder schwere Form) unterscheidet sich die Therapie. Grundsätzlich sollte jeder Patient mit akuter Pankreatitis in einem Krankenhaus überwacht werden, weil nicht selten Komplikationen entstehen und die starken Schmerzen effektiver behandelt werden können. Der Patient sollte für einige Tage nüchtern bleiben, um die Bauchspeicheldrüse ruhig zu stellen und den Darm nicht zu belasten. Eine Infusionstherapie gewährleistet eine ausreichende Ernährung und Flüssigkeitszufuhr. Sollte sich eine schwere Form der akuten Pankreatitis abzeichnen, wird man den Patienten auf die Intensivstation verlegen.

Eine Operation bei einer schweren akuten Pankreatitis ist bei ungefähr 20-25% der Patienten notwendig. Verschlechtert sich der Zustand des Patienten wird man unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle mit einer feinen Nadel die Bauchspeicheldrüse punktieren. Sollten sich in diesem sogenannten „Punktat“ Bakterien oder Pilze zeigen, kann eine Operation notwendig werden. Dabei wird man den Bauch durch einen Längsschnitt in der Mitte eröffnen und die infizierten und abgestorbenen Bauchspeicheldrüsenteile entfernen. Schließlich kommt es zur Einlage von mehreren Schläuchen, durch welche in den folgenden Tagen der Raum um die Bauchspeicheldrüse durchgespült wird, um somit eine weitere Infektion zu verhindern. Zur Entlastung des Darmes muss häufig ein künstlicher Darmausgang angelegt werden, der nach Erholung des Patienten (in der Regel ca. 3 Monate nach Entlassung aus dem Krankenhaus) wieder entfernt werden kann. Bei einem schweren Verlauf der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung kann es zu einem mehrwöchigen ggf. monatelangen Aufenthalt im Krankenhaus und auf der Intensivstation kommen.

Sollte ein Gallengangstein für das Entstehen der akuten Pankreatitis verantwortlich sein, wird man diesen so früh wie möglich mit Hilfe der ERCP zu entfernen versuchen. Dadurch können die Enzyme der Bauchspeicheldrüse und die Galle wieder in den Zwölffingerdarm abfließen. Falls Gallensteine die akute Pankreatitis ausgelöst haben, sollte nach dem Ausheilen der akuten Pankreatitis die Gallenblase entfernt werden.

Unabhängig von den Ursachen sollte nach einer akuten Pankreatitis übermäßiger Alkoholkonsum in Zukunft limitiert oder besser ganz unterlassen werden. Das Auftreten einer erneuten akuten Entzündung muss als potentiell lebensgefährlich betrachtet werden.

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